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Teilhabe macht die Musik: Wie Partizipation im Chorleben neu gedacht wird
Aus der Praxis

Teilhabe macht die Musik: Wie Partizipation im Chorleben neu gedacht wird

Projekt „re:mix – Jugend singt und mischt sich ein“, Deutsche Chorjugend und mediale pfade

veröffentlicht:
Partizipation im Chorleben: Kinder stehen in einer Runde und beraten sich zu einem Projekt.
Yola Sornsakrin

Sopran, Alt, Tenor oder Bass – die Stimmen eines Chors müssen im Gleichgewicht sein, damit ein harmonischer Klang entsteht. Die Teilnahme einer*s jeden Sänger*in ist hierfür entscheidend. Wie Chor zum Lern- und Erfahrungsort für Demokratie wird.

Der kleine Drache Taktus hat verpennt – und dass, obwohl er Chorlandias großes Musikfestival organisieren sollte. Was klingt wie ein Einstieg in ein Märchen, ist Teil eines Spiels für Kinderchöre, das im Rahmen von „re:mix – Jugend singt und mischt sich ein“ angeboten wird. In vier Spielstationen helfen die Sing- und Chorinteressierten zwischen acht und zehn Jahren dem kleinen Drachen dabei, das Festival rechtzeitig auf die Beine zu stellen. Was sie noch nicht wissen: Bei der Planung müssen sie wichtige Kinderrechte beachten, damit das Fest für alle ein Spaß wird. Mittels Augmented Reality, einer Technologie, die computergenerierte Inhalte in die reale Welt einfügt und visuell  erlebbar macht, wird ‚Drachen, Menschen, Kinderrechte‘ zu einem multimedialen Spielerlebnis, dass spielerisch Partizipation und Rechte vermittelt.
 
Gemeinsam fördern die Deutsche Chorjugend, als die größte Interessenvertretung junger Sänger*innen in Deutschland, und der Medienbildungsverein mediale pfade mit dem Projekt „re:mix“ innovative digitale Methoden zur Stärkung innerverbandlicher Demokratie und Teilhabe. „Das Projekt kommt niedrigschwellig mit jedem Angebot auf Demokratie zurück“, erklärt Veronika Schmitt von der Deutschen Chorjugend. „re:mix“ stärkt Chöre und Chorverbände damit als Erfahrungsorte für Demokratie. „Demokratie steckt überall drin, in fast jeder Erfahrung, die in Interaktion mit anderen Menschen geschieht und die fair und menschenwürdig ist. Aus diesem Grund ist Chor auch politisch zu betrachten“, sagt Sophie Leubner, die das Projekt seit 2023 auf Seiten von mediale pfade managt.
Partizipation im Chorleben: Der Spielekoffer mit den Utensilien von dem Spiel "Drachen, Menschen, Kinderrechte" aus dem Projekt re:mix liegt geöffnet auf einem Tisch.
Copyright: Yola Sornsakrin
Partizipation im Chorleben: Vier Kinder singen beim interaktiven Chorprojekt "Drachen, Menschen, Kinderrechte" im Rahmen des re:mix-Programms der Deutschen Chorjugend und mediale pfade
Copyright: Yola Sornsakrin
Yola Sornsakrin

Teilhabe durch Virtuelle Chorwelten stärken

Auf der im Zuge des Projekts erstellten Website Virtuelle Chorwelten findet sich nicht nur das Kinderrechte-Spiel. Die Website gibt einen guten Überblick über die vielfältigen multimedialen Formate, Methoden und Instrumente, mit denen die Deutsche Chorjugend und der Verein mediale pfade junge Sänger*innen, Chorleiter*innen, Chormanager*innen und Chorverbände zur aktiven Mitgestaltung ihres Chorlebens animieren will. Gerade in der Corona-Pandemie wurden solche Mittel entscheidend für das Überleben vieler Chöre. Niemand konnte mehr singen, Chor musste plötzlich anders funktionieren. Die Plattform ‚Virtuelle Chorwelten‘ wird zum Meetingspace, auf dem sich über Chor austauschen lässt und trotz Pandemie und Lockdowns die Möglichkeit besteht, gemeinsam am Chorleben teilzuhaben.

Demokratie steckt überall drin, in fast jeder Erfahrung, die in Interaktion mit anderen Menschen geschieht und die fair und menschenwürdig ist. Aus diesem Grund ist Chor auch politisch zu betrachten.
Sophie Leubner, mediale pfade

Auch nach der Pandemie steht „re:mix“ unter dem Motto Gestaltungsmöglichkeiten zu eröffnen und Demokratisierungsprozesse anzustoßen – das Ganze möglichst mithilfe von Digitalen Tools, denn Beteiligung muss einfach sein. Aber nicht immer bedeutet Digitalität auch einfache Handhabe. Es gelte Berührungsängste zu nehmen und die Hemmschwelle herabzusetzen. „Jetzt, nach der Pandemie und nachdem sich alles wieder ein bisschen normalisiert hat, merkt man einen leichten Rückgang“, beschreibt Veronika Schmitt von der Deutschen Chorjugend die Nutzung der Angebote.

Partizipation im Chorleben

Als Reaktion darauf sind die Angebote nun hybrid und auch vor Ort umsetzbar. Neben dem Drachen, Menschen, Kinderrechte-Spiel für die jüngste Zielgruppe, gibt es weitere Angebote: Im ‚Chorlabor‘ können Kinder- und Jugendliche eigene Lieder schreiben und dabei Themen einbringen, die ihnen wichtig sind. Das Angebot der ‚Lernreise‘ richtet sich an Chorleiter*innen und ihre Sänger*innen und bietet die Möglichkeit, gemeinsam einen eigenen Aktionsplan mit den Schwerpunkten Vielfalt und Teilhabe für ein gutes Miteinander im Chor zu entwickeln und den Chor zu einem sicheren Ort zu machen. Im Rahmen der Lernreise werden außerdem sogenannte Train-the-trainer-Videos und damit Informationen bereitgestellt, um die Chorleiter*innen bei der Durchführung der Lernreise zu unterstützen.

Chorjugend als Hotspot für Demokratie

„Durch die Partizipation im Chorleben merken die Jugendlichen: Wenn ich mitspreche, kann ich etwas verändern und wollen das dann eventuell nicht nur auf der Chorebene, sondern auch darüber hinaus“, sagt Veronika Schmitt. „Idealerweise führen solche Projekte wie ‚re:mix‘ auch dazu, dass Jugendliche sich in die ehrenamtliche Vereinsarbeit oder anderweitig als aktives Mitglied einer demokratischen Zivilgesellschaft begreifen und miteinbringen möchten“, fügt sie hinzu. Kinder und Jugendliche merken in den Programmen von „re:mix“, dass sie ihre Meinung vertreten können.

„Das spiegelt sich nicht nur auf Verbandsebene, sondern auch im Chor wider“, erzählt Veronika Schmitt. Sei es die Konzertplanung zu übernehmen, das Repertoire mitzugestalten, zu überlegen, wie repräsentiert sich der Chor nach außen, was ist die Chorkleidung bei Auftritten – „viele kleine Stellschrauben“, anhand derer Partizipation sichtbar werde und die mit dem Projekt zum Teil erst aktiviert werden. Das Thema Teilhabe spielt also auf verschiedenen Ebenen eine Rolle: innerhalb des Chores, innerhalb der Verbandsstrukturen und innerhalb des Verhältnisses zwischen Chor und Gesellschaft.

Durch die Partizipation im Chor merken Jugendliche: Wenn ich mitspreche, kann ich etwas verändern und wollen das dann eventuell nicht nur auf der Chorebene, sondern auch darüber hinaus.
Veronika Schmitt, Deutsche Chorjugend

Eine große Herausforderung für Verbände bestehe darin, vorhandenes Wissen zum einen zu lokalisieren und zum anderen strategisch miteinander zu teilen. Die Partizipation im Chorleben geschieht neben der Plattform ‚Virtuelle Welten‘ unter anderem im Chorleben-Podcast, in dem Chorleiter*innen von ihren Erfahrungen zur Umsetzung demokratischer Werte innerhalb ihrer Chöre berichten.

re:mix unterstützt die Chorjugend im Aufbau und in der Entwicklung von Wissenstransferprozessen, um spielerisch Zugänge zu demokratischen Themen zu schaffen und neues Wissen zu ermöglichen. Für die Teilnehmer*innen des Kinderrechte-Spiels bedeutet das, einen ersten Anreiz im Chorkontext darüber nachzudenken, was sie für Rechte haben und wo sie Mitbestimmung einfordern können? Ein wichtiger Grundstein für die Partizipation im Chorleben, im Verband und in unserer Gesellschaft.

Text: Katharina Hennecken

Mehr über unser Mitglied:

Logo Deutsche Chorjugend

Rund 100 000 Kinder und Jugendliche in etwa 3500 Chören und Ensembles – die Deutsche Chorjugend (DJC) ist die größte Interessenvertretung junger Sänger*innen in Deutschland. Der Bundesjugendverband macht sich stark für die Belange singender Kinder und Jugendlicher. Unter dem Dach des Deutschen Chorverbands sind die Landesjugendverbände organisiert. Sie fördern die musisch-kulturelle Bildung junger Menschen, die Jugendbeteiligung, ehrenamtliches Engagement und den internationalen Austausch. Die Projekte und Programme reichen von Fort- und Weiterbildungen zum Thema Chormanagement über ein Klima-Projekt bis hin zur aktiven Neugründung von Kinder- und Jugendchören.

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